Was bedeutet eigentlich HANPP?

Die Berechnungen in diesem HANPP Explorer folgen einer sozial-ökologischen Betrachtungsweise und beruhen auf etablierten und anerkannten Methoden für Material- und Energieflussrechnungen (MEFA) (Haberl et al., 2014, 2004). Es werden die Auswirkungen der menschlichen Gesellschaft auf die Ökosystemproduktivität abgeschätzt, die im Zusammenhang mit urbaner Landnutzung und dem Nahrungsmittelverbrauch stehen. Die Quantifizierung dieser Umweltwirkungen folgt dem Konzept der „Human Appropriation of Net Primary Production“ (HANPP). Es misst die Tiefe menschlicher Eingriffe in die biologische Produktivität von Ökosystemen. Die Nettoprimärproduktion (NPP) ist die Menge an Biomasse, die durch den Prozess der Photosynthese produziert wird, abzüglich des Eigenbedarfs der Pflanzen in einem Ökosystem. Die Aneignung dieser Energie durch den Menschen erfolgt durch zwei unterschiedliche Prozesse: a) Änderung der Landbedeckung/-nutzung (z. B. von Wald zu Ackerland, HANPPluc) und b) durch Entnahme von Produkten (z. B. landwirtschaftliche Ernte, HANPPharv), wie in der folgenden Abbildung (basierend auf Plutzar, (2010)) dargestellt.

 

 

Wie ist die Idee der HANPP und eHANPP entstanden?

In den 80er und 90er Jahren wurden erste Abschätzungen menschlicher Nutzung von Primärproduktion veröffentlicht (Vitousek et al., 1986; Whittaker and Likens, 1973). Beispielsweise wurde 1990 von David Wright die menschlichen Einflüsse auf den Energiefluss in natürlichen Ökosystemen und deren Auswirkungen auf die Gefährdung von Spezies („Human Impacts on Energy Flow through Natural Ecosystems and the Implications for Species Endangement“) quantifiziert (Wright, 1990). Seitdem hat sich das Konzept etabliert, wurde weiterentwickelt und hat wesentlich dazu beigetragen, ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen Menschen und der Natur zu gewinnen. Es kann als ein Maß für die Beherrschung der Biosphäre durch den Menschen betrachtet werden. Alleine der Mensch als eine Spezies eignet sich bereits 24% der potenziellen Nettoprimärproduktivität – also der theoretischen Produktivität – an (Haberl et al., 2007); ein Wert, der sich im Laufe des 20. Jahrhunderts verdoppelte (Krausmann et al., 2013). Darüber hinaus ermöglichten diverse nationale HANPP-Analysen ein besseres Verständnis der länderspezifischen sozio-ökonomischen Belastungen terrestrischer Ökosysteme (z.B. Kastner, 2009; Niedertscheider und Erb, 2014). Vor dem Hintergrund steigender Handelsbeziehungen, insbesondere nach den 1960er Jahren, und den daraus resultierenden Verbindungen zwischen Produktions- und Konsumort wurde es zunehmend notwendiger, die Auswirkungen auf Ökosystem aus einer Konsumperspektive bewerten zu können. Daraus folgend wurde die „embodied HANPP“ – kurz eHANPP- entwickelt (Erb et al., 2009). Ähnlich wie bei anderen Fußabdruck-Indikatoren, zeigt die eHANPP die HANPP auf, die mit dem Konsum definierter Einheiten, hier der Stadt Wien, verbunden ist. Dabei wird zwischen unterschiedlichen räumlichen Ebenen unterschieden. Die folgende Abbildung zeigt die Konzeptualisierung der eHANPP für Wien:

 

 

Ziel des HANPP Explorers ist es, einerseits mit Hilfe das HANPP-Konzepts und der daraus resultierenden übereinstimmenden „Betrachtungswährung“ Landnutzungsintensitäten innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen miteinander in Beziehung zu setzen, sowie andererseits, einen verständlichen Zugang zu den Ergebnissen und Erkenntnissen zu ermöglichen.