Daten und Methode der Berechnung der HANPP Wien

Den HANPP-Berechnungen liegen Landnutzungskarten zugrunde. In Wien steht die Realnutzungskartierung online frei zur Verfügung steht (OGD, 2020). Die 32 Landnutzungsklassen wurden zu 6 Klassen zusammengefasst: unter ‚Ackerland‘ sind landwirtschaftlich genutzte Flächen für den Anbau von beispielsweise Getreide oder Gemüse zusammengefasst. Davon ausgenommen sind die ‚Weingärten‘, die eine eigene Kategorie darstellen genauso wie ‚Wiesen‘ und ‚Wald‘. Bei Infrastruktur wird unterschieden zwischen „grünen“ (z.B. Parks, begrünter Straßenraum) und bebauten Gebieten (z.B. Wohngebiete, Parkplätze). Da HANPP sich auf terrestrische Ökosysteme bezieht, gibt es keine Bewertung der Gewässer. Für jede Landnutzungsklasse werden die gegenwärtige Nettoprimärproduktion (NPPact), die Entnahme von NPP (HANPPharv), die NPP, die in Abwesenheit von menschlichen Tätigkeiten zu beobachten wäre (NPPpot) sowie die angeeignete NPP durch Landnutzungsveränderungen (HANPPluc)als Differenz von NPPpot und NPPact ermittelt. HANPP ist die Summe aus HANPPharv and HANPPluc. Die Berechnung der NPP-Flüsse beruhen auf der Methode, die in Krausmann et al., (2013) genauer beschrieben werden und beruhen auf der Extrapolation von verfügen Statistiken and standardisierten Faktoren. Landwirtschaftliche Erntestatistiken dienen als Ausgangspunkt für die HANPP-Berechnung auf Ackerflächen und Weingärten (Statistik Austria, 2020), sowie forstwirtschaftliche Produktionsstatistiken, bereitgestellt vom Forst- und Landwirtschaftsbetrieb der Stadt Wien (MA49) für Wälder. Für grüne Infrastruktur (z.B. Parks) wird die geerntete Biomasse anhand von Daten des Magistrats für Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark (MA48) abgeschätzt, wobei angenommen wird, dass 5% der recycelten Biomasse auch in Wien gewachsen ist. Auf bebauten – und damit versiegelten Flächen gibt es in dieser Berechnung keine Biomasseentnahme. Die potenzielle Ökosystemproduktivität (NPPpot), die die Biomasseproduktion ohne menschliche Aktivitäten darstellt, basiert auf Vegetationsmodellierung, hier von LPJ-Guess (Smith et al., 2014). Alle Werte sind in Tonnen Trockenmasse als Jahresdurchschnitt der Jahre 2009-2011 ausgedrückt.

 

Daten und Methode der Berechnung der Food-eHANPP Wien

„Food-eHANPP Wien“ kann auch als HANPP-Fußabdruck der in Wien verfügbaren Lebensmittel interpretiert werden kann. Ausgangsbasis der Berechnung ist die Quantifizierung des Wiener Biomassestoffwechsels (Kalt et al., 2021). Das Konzept des sozio-ökonomischen Metabolismus unterstützt bei einer systemischen Analyse der Wechselwirkungen zwischen Gesellschaft und Natur durch die Verknüpfung sozioökonomischer mit biophysischen Prozessen. Die Zusammensetzung, Größenordnung und Muster gesellschaftlicher Stoffwechsel gibt demnach Aufschluss über Umweltbelastungen und -auswirkungen (Haberl et al., 2019). Zur Quantifizierung des urbanen Biomassestoffwechsels wurden die beiden Forschungsbereiche „Urban Metabolism“ und Materialflussanalyse (MFA) verbunden. Der Wiener Biomassestoffwechsel liefert Daten zum Wiener Nahrungsversorgung, der damit assoziierten Biomasse sowie deren Herkunft (weitere Details zu den Methoden: Kalt et al., (2021)). Die Daten umfassen 108 landwirtschaftliche Primärprodukte, die zu 8 Hauptkategorien (Getreide, Ölfrüchte, Zucker, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Obst und Nüsse, Gemüse, Genussmittel und Gewürze) aggregiert wurden und aus insgesamt 148 Ländern importiert werden. Außerdem werden sechs tierische Produkte (Milch, Rindfleisch, Schweinefleisch, Eier, Geflügel sowie Schaf- und Ziegenfleisch) berücksichtigt, deren biophysische Komponente nicht nur in verfügbarem Produkt, sondern auch in der dafür notwendigen Biomasse ausgedrückt wird. Diese entspricht den Futtermitteln, die für die produzierenden Tiere notwendig ist. Wiens Biomassebedarf wird mit produkt- und länderspezifischen HANPP-Werten verbunden. Dieser sogenannte „HANPP-Rucksack“ basiert auf einer räumlich-expliziten Berechnung der globalen HANPP für das Jahr 2010. Er baut auf den neuesten globalen räumlich-expliziten Datensatz zur landwirtschaftlichen Produktion (Yu et al., 2020) auf und folgt ebenfalls dem Standard-Prozedere zur Berechnung der HANPP-Indikatoren (siehe oben und Krausmann et al., 2013; Haberl et al., 2007). Methoden und Ergebnisse dieser Berechnung können nach Publikation in Semenchuk et al. (subm.) nachgelesen werden. Das Ergebnis dieser Berechnung – die HANPP der Wiener Ernährung – kann nun im HANPP Explorer erkundet werden können.

Ziel des HANPP Explorers ist es, einerseits mit Hilfe das HANPP-Konzepts und der daraus resultierenden übereinstimmenden „Betrachtungswährung“ Landnutzungsintensitäten innerhalb und außerhalb der Stadtgrenzen miteinander in Beziehung zu setzen, sowie andrerseits, einen verständlichen Zugang zu den Ergebnissen und Erkenntnissen zu ermöglichen.